Warum ist für 4,99 € kein Qualitätsolivenöl im Supermarkt zu bekommen?

Warum gibt es keine Qualitätsolivenöle für 4,99 € im Supermarkt?

Im Zuge der industriellen Lebensmittelproduktion verkam Olivenöl zum billigen, immer wieder mal gepanschten Massenprodukt. Aber nur mit größter Sorgfalt bei der Pflege im Olivenhain und mit hochmodernen Ölmühlen ist Spitzenqualität möglich.

Mit der industriellen Herstellung ging unser persönlicher Bezug zu Lebensmitteln und mit Discounter-Billigpreisen auch unsere Wertschätzung für sie verloren. Billigpreise bedeuten entweder mindere Qualität oder der Produzent ist gezwungen sein Qualitätsprodukt unter den eigenen Produktionskosten zu verkaufen, weil der Markt ihm nicht einen angemessenen Preis bezahlt. 

Der Großmarktpreis für ein Kilo (ca. 1,1 Liter) natives Olivenöl extra aus Sizilien liegt bei ca. 4,90 Euro, das Kilo selbiger Qualitätskategorie aus Spanien, Griechenland oder Tunesien bei ca. 3,40 € bis 3,50 € (Stand: Oktober 2021, Quelle: ISMEA).

Dieser Preis deckt bei Olivenbauern im Mittelmeerraum, die über die Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaften pflegen und ihre Felder nicht als superintensiv gepflanzte Monokultur-Plantagen bepflanzen, oftmals nicht einmal die Erntekosten.

Dazu addieren sich noch Kosten für die ganzjährige Pflege der Olivenhaine wie z. B. Baumschnitt, Bodenarbeiten, Bekämpfung von Schädlingen wie der Olivenfliege, Kosten für die Verarbeitung der Oliven in der Ölmühle bzw. Investitions- und Wartungskosten für die eigene Ölmühle und Kosten für die Abfüllung und Lagerung des Öls. Ganz zu schweigen von Kosten für die aufwändige Instandhaltung und Reparatur von Steinmauerterrassen in hügeligen und steilen Lagen.

Die Folge: Jeder Generationenwechsel bedeutet die Aufgabe von Olivenhainen. Ganze Landstriche verwildern und verwaisen.

Hochqualitative Olivenöle entstehen nur bei einer frühen Ernte, d.h. die Oliven sind noch nicht ganz reif, haben dadurch einen höheren Polyphenolgehalt, sind aromareicher, ergeben jedoch nur einen geringen Ölertrag von etwa 10 bis max. 15 Prozent, d.h. 100 Kilo Oliven ergeben 10 bis 15 Kilo Olivenöl. Je reifer die Oliven, desto höher der Ölanteil in der Olive, der bis zu gut 25 Prozent ansteigen kann. Dies geht allerdings auf Kosten der Aromen und Frische des Öls.

Einen Produzenten aus Italien, der auf Qualität und nicht Quantität setzt, kostet ein Liter seines Öls gut und gern zwischen 10 bis 30 Euro pro Liter – je nach Lage und Region, je nach Erntejahr, je nachdem ob er konventionell oder nach Richtlinien des biologischen Anbaus produziert.

Spätestens jetzt müsste dem Verbraucher klar sein, dass er von einer Flasche Olivenöl zum Preis von 4,99 Euro pro Liter keine Qualität erwarten kann.

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