Im Juli begann die wichtigste Wachstumsphase der Olivenfrucht vor der neuen Ernte im Herbst. Wie viele Früchte hängen dieses Jahr am Baum? Sind sie gesund? Ist die Wetterlage günstig? Was ist jetzt gerade zu tun im Olivenhain? Ich habe bei meinen Olivenölproduzenten quer durch Italien nachgefragt:
"Aufgrund der natürlichen Alternanz der Olivenbäume erwarten wir dieses Jahr weniger Ertrag im Vergleich zum Vorjahr. Aber überall dort, wo die Olivenbäume gut gepflegt und jährlich beschnitten wurden, hängen Früchte an den Zweigen. Die Wetterbedingungen zur Blütezeit und während des Fruchtansatzes waren sowohl was die Temperaturen als auch die richtige Menge an Regen betrifft, optimal. Seit einigen Wochen ist es sehr heiß. Dann verwenden wir Zeolithe und Gesteinsmehl, um im Baum die Feuchtigkeit besser zu erhalten und diesen gleichzeitig vor der Sonne zu schützen. Glücklicherweise herrscht kein Wassermangel. So können wir bei Bedarf auch bewässern. Wir drücken die Daumen für die kommenden Monate bis Oktober, so dass auch dieses Jahr unser Olivenöl nicht knapp werden sollte."
Eleonora Berardi von Palazzo di Varignana, Emilia Romagna, östlich von Bologna:
"Die guten Wetterbedingungen im Frühling haben sich positiv auf den Fruchtansatz an den Bäumen ausgewirkt. Während der Blütezeit im Mai war die Wetterlage stabil und die Temperaturen mild, was das zu frühe Austrocknen der Blüten verhindert hat, ein Problem, das wir in den letzten Jahren häufiger hatten. Die zu erwartende Erntemenge sieht daher vielversprechend aus, auch dank der Regenfälle im letzten Jahr, die den Pflanzen heuer eine gute Starthilfe in der Wachstumsphase gegeben haben. Die hohen Temperaturen im Juni und Anfang Juli verhinderten zudem wirksam die Ausbreitung der Olivenfliege. Vieles wird von den Wetterbedingungen in den nächsten Monaten abhängen, aber die aktuellen Aussichten sind weiterhin recht gut."
Paolo Digaetano von Fonte di Foiano, Toskana, südlich von Livorno:
"Dank des sehr regnerischen Winters gedeihen die Pflanzen sehr gut. Während der letzten Hitzewelle im Juni Anfang Juli haben wir überall dort, wo wir Bewässerungsanlagen haben, angefangen etwas zu bewässern. Was die Mengen angeht, scheint das Jahr bisher sehr gut zu sein, ähnlich wie letztes Jahr. Wir haben begonnen, auf Olivenfliegenbefall* zu achten und setzen dafür Proteinköder ein, um ihn zu verhindern."
Nico Sartori von der Fattoria Altomena, Toskana, östlich von Florenz:
"Hier in unserer Gegend scheint es recht gut zu laufen. Wir können nicht auf eine besonders große Ernte hoffen, da wir im letzten Jahr eine Rekordernte erzielt haben. Blüte und Fruchtansatz waren gut und die heißen Temperaturen der letzten Wochen haben vor Olivenfliegenbefall* geschützt und das trockene Klima hat die Olive nicht schon "aufquellen" lassen und somit appetitlich für die Olivenfliege gemacht."
Filippo Alampi von der Fattoria Ramerino, aus den süd-östlichen Hügeln um Florenz:
"Bei uns ist die Situation auch recht gut, allerdings hat sich bei uns nach einer üppigen Blüte weniger Fruchtansatz als erwartet gezeigt. Wenn die nächsten Wochen und Monate nicht besonders trocken bleiben, können wir im Oktober mit einer durchschnittlichen Produktion rechnen."
Pietro Intini von Olio Intini, Apulien bei Alberobello:
"Es sieht nach einem guten Ertragsjahr aus. Im Frühjahr hat es ausreichend geregnet, so dass die Pflanzen gut ins neue Wachstumsjahr gestartet sind. Wir hatten eine sehr üppige Blütezeit und wenn sich daraus ein genauso üppiger Fruchtansatz gebildet hätte, dann würden wir mit einem Super-Ertrag rechnen. Allerdings folgte sofort nach dem milden Wetterstart bis in die erste Juniwoche hinein sogleich die erste Hitzewelle mit sehr hohen Temperaturen, was viele Blüten zu früh vertrocknen hat lassen. Aber aufgrund der wirklich reichen Blüte haben wir dennoch genug Fruchtansatz an den Bäumen. Jetzt beginnen wir wieder mit dem genauen Monitoring der Olivenfliege*. Solange die Temperaturen sehr heiß sind, haben wir keine Probleme. Jetzt hoffen wir in den nächsten Wochen und Monaten auf ein bisschen Regen, der uns helfen würde, eine gute Ernte einzufahren."
Michele Librandi von Tenute Librandi, nördliches Kalabrien:
"Wir hatten eine erfreuliche Blütezeit und einen guten Fruchtansatz. Bis Ende Mai waren die Temperaturen kühl, ja für uns fast kalt, sodass die Hitze im Juni zu abrupt für die Bäume kam und kleine Schäden verursacht hat, die sich aber glücklicherweise in Grenzen halten. Der Frühling war regnerisch genug und insgesamt dürften wir eine gute Ernte haben. Natürlich vorausgesetzt, dass wir es schaffen, die Oliven gesund über den ganzen Sommer zu bekommen. Wir drücken die Daumen und bewässern dort, wo es nötig ist."
Antonella Titone von Titone, Trapani, nordwestliches Sizilien:
"Die Oliven sind gesund und haben eine gute Größe erreicht. Wir haben Früchte an allen Bäumen. Um die Gesundheit der Bäume zu unterstützen und sie gegen Hitzestress zu stärken, haben wir eine gute Blattdüngung mit organischen Substanzen und Mikronährstoffen sowie Basaltpulver angewendet. Wir setzen Bewässerung ein. Es ist sehr heiß hier, aber die leichte Meeresbrise mildert die HItze etwas. Derzeit sind wir sehr zuversichtlich, auch wenn der Sommer noch lang ist."
Sebastiano Salafìa, Frantoi Cutrera, südöstliches Sizilien:
"Hier bei uns in den Monti Iblei, den Hybläischen Bergen, ist die Lage nicht rosig. Das Jahr gestaltet sich herausfordernd. Der Fruchtansatz entwickelte sich nur teilweise, so dass unsere Produktion etwa 50 Prozent einer normalen Saison erreichen könnte. Die für unser Öl so wichtige Olivensorte Tonda Iblea wird dieses Jahr nur sehr geringe Erträge liefern. Das Wetter ist bisher sehr warm, aber nicht extrem heiß und glücklicherweise weniger trocken als in den Vorjahren. Wir bewirtschaften unsere Olivenhaine mit noch mehr Aufmerksamkeit und Sorgfalt, um trotz allem gute Erträge zu erzielen."
Die Berichte stammen von Anfang Juli 2025
* Die Olivenfliege ist Feind Nr. 1 des Olivenbauerns. Darum wird sie in fast jedem Bericht der Produzenten thematisiert. Die Weibchen der Olivenfliege stechen die unreifen Olivenfrüchte an und legen ihre Eier darin ab. Die sich daraus entwickelnden Larven fressen sich durch das Fruchtfleisch der Oliven mit später verheerenden Auswirkungen auf die Qualität des Öls. Ab Temperaturen über 34 Grad Celsius hält die Olivenfliege "Siesta" und ist kaum noch unterwegs. Steigende Temperaturen bedeuten weniger Olivenfliegenbefall. Der wohl einzige positive Effekt des Klimawandels.
Foto: Stefan Bogner für das Buch SuperOlio, Delius Klasing Verlag
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