Palazzo di Varignana - Die Wiederbelebung der Olivenölkultur in der Emilia Romagna

Palazzo di Varignana - Die Wiederbelebung der Olivenölkultur in der Emilia Romagna

In den Hügeln der Emilia Romagna zwischen Bologna und Ravenna florierte zur Römerzeit der Wein- und Olivenanbau bis dieser aufgrund der Kleinen Eiszeit ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in dieser Region fast aufgegeben wurde. Der aus Bologna stammende erfolgreiche IT-Unternehmer Carlo Gherardi, Eigentümer von Palazzo di Varignana, belebt nun den Wein- und Olivenanbau in dieser Gegend mit modernen nach biologischen Richtlinien ausgerichteten Methoden. 160.000 Olivenbäume größtenteils regionaltypischer Olivensorten wie z. B. Nostrana (di Brisighella) und Ghiacciola wurden in den letzten zehn Jahren in enger Zusammenarbeit mit dem toskanischen Agronomen Aleandro Ottanelli gepflanzt. Ottanelli lehrt auch an der Universität Florenz und über ihn wurde ich auf dieses für Italien wohl einzigartige Projekt aufmerksam.

Palazzo di Varignana Olivenhaine

(Die jungen Olivenhaine von Palazzo di Varignana, die mechanisch bewirtschaftet werden können)

Beginnt hier die Zukunft für den italienischen Olivenölsektor? Dieser steckt nämlich in der Krise. Der nationale Olivenanbau in Italien geht seit Jahrzehnten stetig zurück. Jeder Generationenwechsel bedeutet für viele kleine Familienunternehmen, dass sie ihre wirtschaftlich nicht mehr rentablen traditionellen Olivenhaine aufgeben müssen. Neu angelegte, dichter bepflanzte, mit modernen mechanischen Methoden zu bewirtschaftende Olivenhaine sind kostenmäßig deutlich im Vorteil. 

"Wir pflanzen 500 bis 600 Bäume pro Hektar, also deutlich mehr als im traditionellen, aber immer noch weniger als im superintensiven Anbau, bei dem bis 1.000 Bäume pro Hektar gepflanzt werden. Das würde mit regionaltypischen Sorten auch gar nicht funktionieren. Die Nostrana und die Ghiacciola sind ein bisschen wie Primadonnen, etwas schwierig im Umgang, aber sehr charakterstark und einzigartig, was wir für unsere Spitzenöle wollen", erklärte mir Chiara del Vecchio bei einem Rundgang durch die Olivenhaine. Sie ist CEO aller landwirtschaftlichen Betriebe von Palazzo di Varignana und somit sowohl für den Wein- als auch den Olivenanbau verantwortlich.

 (Chiara del Vecchio in einem der neuen Olivenhaine. In 2025 sollen weitere 20.000 Bäume gepflanzt werden.)

Die eigene Ölmühle  ist hochmodern und wird in den nächsten Jahren an anderer Stelle noch deutlich größer. Technischer Leiter sowohl der Ölmühle als auch des Weinkellers ist der aus dem Latium stammende Pasquale Diana. Bis 2030 werden die neuen Olivenhaine in ihre besten Ertragsjahre kommen. Alle Zeichen stehen somit auf Wachstum bei Palazzo di Varignana. Auch sie glauben an eine international wachsende Nachfrage an hochqualitativen Olivenölen, die sowohl kulinarisch als auch ernährungsphysiologisch den auf Masse produzierten Supermarktölen weit überlegen sind.

Ganz besonders hat mir ihr Olivenöl Vargnano gefallen. Es wird aus der regionaltypischen Sorte Nostrana gewonnen. Ein in der Aromatik komplexes Öl, das intensiv nach Wiesenkräutern, Artischocke und Strauchtomate duftet. Im Mund entwickeln sich elegante Bitternoten mit einer dazu harmonierenden pfeffrigen lang anhaltenden Schärfe. Ein absolutes Spitzenöl, das große Freude bereitet! 

Palazzo di Varignana - Vargnano 500 ml

Fotos: SuperOlio