Cascina Oschiena - Reisanbau im Einklang mit der Natur
Im Herzen von Europas größtem und weltweit nördlichstem Reisanbaugebiet, der Po-Ebene zwischen Mailand und Turin, haben sich Alice Cerrutti und ihr Mann Simone auf alte Reissorten spezialisiert. Reis in höchster Qualität zu produzieren ist den beiden jedoch nicht genug. Mithilfe moderner Technik und neuestem Wissen bewirtschaften sie ihre Böden im Einklang mit der Natur. Gemeinsam mit Umweltbehörden der Region Piemont und der Universität Turin haben sie ein Leuchtturmprojekt umgesetzt und 25 Hektar ihrer Anbauflächen renaturiert, wieder in ursprüngliche Teich- und Sumpflandschaften umgewandelt und so eine Oase für Insekten, Libellen, Schmetterlinge und für stark gefährdete Wasser- und Zugvögel geschaffen, die hier geschützte Nistplätze und genügend Nahrung finden. Auch ein Pferd und Esel (siehe Foto) freuen sich über den Naturpark, den sie wiederum mit organischem Dünger versorgen. "Die Umwelt gehört nicht einzelnen, sie gehört allen. Es reicht nicht mehr, dass wir die Natur erhalten, wir müssen ihr auch etwas zurückgeben", ist Alices feste Überzeugung. Für dieses Engagement zum Erhalt der Biodiversität ist sie 2024 von Slow Food ausgezeichnet worden.
(Ansicht der Natur-Oase von Cascina Oschiena, einem renaturierten Feuchtgebiet mit Vogelbeobachtungsstation)
Mit den Handelsbeziehungen nach China hielt der Reisanbau Mitte des 16. Jahrhunderts in dieser ursprünglich bewaldeten Sumpflandschaft Einzug. Wälder wurden gerodet und Flächen trockengelegt. Mit der landwirtschaftlichen Industrialisierung ab den 1950er Jahren, dem extensivem Anbau unter Zuhilfenahme von chemischen Düngern und Unkrautvernichtern wurden dann die letzten Wälder in dieser Gegend gefällt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Produzenten zum Trockenreisanbau übergehen, bei dem die Felder nicht mehr über mehrere Monate bis zur Ernte mit Wasser aus den vielen, die Landschaft durchziehenden Kanälen geflutet werden. Von den Auswirkungen sind heimische Wasserpflanzen, Insekten und insbesondere Zug- und Wasservögel betroffen, die diese Gegend seit Urgedenken als Rast-, Nahrungs- und Nistplatz während ihrer Reisen zwischen der Sub-Sahara und dem hohen Norden Europas, nutzen.
Über 10.000 Bäume haben Alice und Simone in den letzten zehn Jahren auf ihren Böden gepflanzt und "es ist wirklich schön und motivierend zu sehen, wie schnell die Natur sich erholt, wenn man es zulässt", erzählte mir Alice, als wir an einem Tag im Mai zu ihrem eigenen boschetto, ihrem Wäldchen spazierten. Dem einzigen weit und breit in der Gegend. Je näher wir kommen, desto lauter werden die Vogelrufe. "Rote und weiße Reiher haben hier gut 200 Nester gebaut. Sie brauchen dafür Baumgruppen. Sonst nisten sie nicht."
(Ansicht vom boschetto von Cascina Oschiena, in dem sich ca. 200 Nester von Reihern befinden und von gefluteten Flächen, die Nahrung für die Vögel bereithalten. Links im Bild im Vergleich dazu konventionell bestellte Felder, die trockengelegt sind.)
Was bedeutet heute "ein gutes Lebensmittel"? Es reicht nicht mehr aus, dass es von guter Qualität ist. Der Anbau muss auch im Einklang mit der Natur stattfinden. Die Art und Weise wie Alice und Simone ihren landwirtschaftlichen Betrieb, die Cascina Oschiena, führen hat mich sehr beeindruckt. Es bräuchte mehr solch engagierter Landwirte, die gemeinsam mit Umweltbehörden und Universitäten neue Wege gehen, um für uns und zukünftige Generationen Nahrungsmittel gut, sauber und fair zu produzieren. Wie nennt das Slow Food? Essen und die damit einhergehenden Kaufentscheidungen sind ein politischer Akt.
Folgende Reissorten von Cascina Oschiena finden Sie in meinem Shop:
Der perfekte Risotto-Reis aus der alten ursprünglichen Sorte: Cascina Oschiena - Riso Carnaroli Classico
Aromatischer Langkornreis: Cascina Oschiena - Riso Apollo Aromatico
Fotos: SuperOlio