Internationaler Tag des Olivenbaums: Warum bleiben die erntereifen Oliven am Baum?

Verwilderter Olivenbaum Abruzzen - SuperOlio

Am 26. November ist Internationaler Tag des Olivenbaums. Die Medien berichten von drastischen Preisanstiegen auf dem Olivenölmarkt. Denn Weltmarktführer Spanien muss zum zweiten Mal in Folge eine historische Missernte aufgrund starker Trockenheit verbuchen. Dennoch bleibt die Zahl an Olivenhain-Besitzern hoch, die sich dafür entscheidet, ihre Oliven nicht von den Bäumen zu ernten. Warum ist das so?

Größtenteils liegt dies daran, dass die Bewirtschaftung traditionell angepflanzter, oftmals in hügeligen Lagen gelegener Olivenhaine nicht mehr rentabel ist. Dies betrifft alle Länder in der Mittelmeerregion, aber besonders Italien, das gemessen an seiner Anbaufläche eine besonders hohe Anzahl an Betrieben mit Olivenpflanzungen aufweist, sprich: Die Betriebe sind klein. Und klein sein bedeutet in unserem Landwirtschaftssystem oftmals nicht rentabel sein.

Schätzungen zufolge liegen allein die Produktionskosten von Olivenöl in der Toskana und umliegenden hügeligen Regionen wie Umbrien oder den Marken zwischen 15 und 19 € pro Liter Olivenöl. Tendenz weiter steigend. Da hilft es dann leider auch nicht, dass der Großmarktpreis in Italien, Spanien und Griechenland auf ein Rekordniveau zwischen sieben und neun Euro* pro Kilogramm Olivenöl der Kategorie nativ extra** geklettert ist. Bei vielen Kleinbauern deckt auch dieser Preis nicht einmal die Erntekosten. Die Folge? Die Oliven bleiben auf dem Baum hängen. Was das Problem noch verstärkt: Auch in der Landwirtschaft fehlen die Arbeitskräfte. Von der Politik kommen für Kleinbauern keine Impulse. Sie hat eher die Agrarindustrie im Blick. So ist zu erwarten, dass weiterhin mehr und mehr Olivenhaine aufgegeben werden und verwildern und die jährliche Olivenölproduktion in Ländern mit kleinbäuerlicher Struktur weiter sinken wird.

Nur Familienunternehmen, die Spitzenqualität produzieren, diese selbst vermarkten und beim Verbraucher ihre vom Großmarkt deutlich abweichenden Preise durchsetzen können, werden auch in Zukunft ein Auskommen haben und ihre Olivenhaine an die nächste Generation weitergeben können.

Lesen Sie dazu auch den Artikel Kulturlandschaften in Gefahr.

*Stand November 2023

** NB der Autorin: Das auf dem Großmarkt gehandelte Olivenöl der Güteklasse nativ extra ist auf Menge und auf den Vertriebsweg großer Handelsketten ausgerichtet. Es liegen Welten zwischen einem solchen Olivenöl und dem Spitzenöl eines auf Qualität spezialisierten Produzenten. Nur werden beide Öle laut EU-Verordnung in der gleiche Warenkategorie nativ extra geführt, was aus Verbrauchersicht zu großer Verwirrung führt.

Foto: SuperOlio - nicht abgeernteter Olivenbaum in einem verwilderten Olivenhain in den Abruzzen, Italien

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